Viel Schweiß und viel Teamgeist – die Zwift Academy 2018

Wie schon 2016 und 2017 haben Zwift und CANYON//SRAM sich auch in diesem Jahr zusammengetan und die Zwift Academy für Frauen veranstaltet. Falls ihr noch nie davon gehört habt: Die Zwift Academy ist eine Art virtuelles Trainingslager für Radfahrerinnen auf der ganzen Welt. Jede Sportlerin, die ein Zwift-Konto hat, kann sich kostenlos dafür registrieren. In diesem Jahr bestand die Zwift Academy aus zehn Workouts, vier Gruppenfahrten in lockerem Tempo und zwei Rennen, die in einem Zeitraum von acht Wochen absolviert werden mussten. Die Workouts konnte man machen, wann immer man wollte, für die Gruppenfahrten und Rennen standen jeden Tag mehrere Zeiten zur Auswahl.

Zwift und CANYON//SRAM haben dieses Trainingslager ins Leben gerufen, um es Frauen auf der ganzen Welt zu ermöglichen, gemeinsam fitter zu werden, und um besondere Talente zu identifizieren. Nach der ersten Phase kommen zehn vielversprechende Amateursportlerinnen ins Halbfinale, von denen wiederum drei im Finale die Chance haben, einen Profivertrag bei CANYON//SRAM zu erhalten und bei den wichtigsten Rennen im Straßenradsport an den Start zu gehen. 2016 gewann Leah Thorvilson aus den USA, 2017 Tanja Erath aus Deutschland. Nach dem Erfolg der Frauen-Zwift-Academy veranstalteten Zwift und Team Dimension Data 2017 und 2018 außerdem eine Zwift Academy für Männer.

Nachdem ich letztes Jahr von der Zwift Academy gehört hatte, wollte ich unbedingt daran teilnehmen, weil mich der Gedanke gereizt hat, über einen gewissen Zeitraum strukturiert zu trainieren. Hoffnungen auf den Profivertrag habe ich mir überhaupt nicht gemacht, und wie ich mittlerweile vermute, melden sich die wenigsten für die Zwift Academy an, weil sie davon träumen, Profi zu werden. Den meisten geht es einfach darum, sich zu fordern und fitter zu werden.

Als ich im letzten Jahr an dem Programm teilnahm, merkte ich auch, was für ein schönes Gefühl es ist, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. In der ZA-Facebook-Gruppe wurden Fragen beantwortet, man gab sich gegenseitig Tipps, feuerte einander an, freute sich mit anderen über gute Leistungen oder tröstete diejenigen, bei denen etwas nicht nach Plan lief, ob auf dem Rad oder abseits vom Sport. Ich hätte nie gedacht, dass ein so starker Teamgeist zwischen Menschen entstehen kann, die sich eigentlich überhaupt nicht kennen.

Dieses Gemeinschaftsgefühl war der Hauptgrund, warum ich mich auch 2018 wieder für die Zwift Academy registrierte, obwohl sie in diesem Jahr schon Anfang August begann, als bei uns in Deutschland das Wetter zum Draußenfahren einlud. Aber bei insgesamt 16 Workouts/Gruppenfahrten/Rennen über acht Wochen blieb ja noch genug Zeit für Training an der frischen Luft. Unter anderem bin ich in den acht Wochen zum ersten Mal über 200 Kilometer an einem Tag gefahren (240 Kilometer, um genau zu sein ;)) und habe am Rapha Women’s 100 teilgenommen.

Falls ihr euch die Workouts einmal ansehen oder sie selbst machen möchtet: Auf https://whatsonzwift.com/workouts/zwift-academy-2018 sind sie alle aufgelistet. Ein interessantes Detail sei erwähnt: Bei vier Workouts bestand das Hauptintervall aus sogenannten Free Rides, bei denen man über 25 Sekunden, 1 Minute, 4 Minuten und im letzten Workout über 10 Minuten die maximale Leistung erbringen musste. Am allerschlimmsten war das 1-Minuten-Intervall für mich. Dabei bin ich am Ende so eingebrochen, dass ich bei den 4 und 10 Minuten jeweils so konservativ angegangen bin, dass ich hinterher nicht das Gefühl hatte, das Letzte aus mir herausgeholt zu haben. Diese Free Rides waren definitiv eine gute Lektion in Sachen Selbsteinschätzung und Krafteinteilung, und ich werde diese Workouts in Zukunft wiederholen, um zu sehen, ob ich Fortschritte mache.

Bei den Gruppenfahrten geht es hauptsächlich darum, als Ausgleich zu den harten Workouts und Rennen locker zu fahren (zwischen 1,5 und 2,5 Watt/Kilogramm), als Gruppe zusammenzubleiben und sich dabei miteinander auszutauschen. Wenn man so wenig multitaskingfähig ist wie ich, ist es eine ziemliche Herausforderung, beim Chatten nicht entweder den Anschluss zu verlieren oder an allen vorbeizuschießen.

Was die Rennen angeht, so konnte man in diesem Jahr zwischen TT (Zeitfahren), Circuit und Climb wählen. Ich habe mich als erstes Rennen für das 10-Meilen-Zeitfahren entschieden – der Hintergedanke war: „Tut weh, aber ist wenigstens schnell vorbei.“ Unterwegs habe ich mich dann gefragt, was ich mir dabei gedacht habe – ich brauchte 26:04 für die Distanz, und damit war das Zeitfahren eigentlich wie ein FTP-Test, nur noch ein bisschen länger, und jeder, der schon mal einen FTP-Test gemacht hat, weiß, dass es Angenehmeres gibt. Als zweites Rennen habe ich mir deshalb den Climb ausgesucht. An dem Tag, als das Rennen stattfand, war es leider fast 30 °C draußen (und damit auch in unserer Dachgeschosswohnung). Meine Herzfrequenz stieg und stieg und stieg die ganze Zeit, und ich war sehr oft kurz davor, das Ding einfach locker zu Ende zu fahren. Wäre ich locker gefahren, hätte die Qual aber noch länger gedauert, also habe ich dann doch alles rausgeholt, was an dem Tag möglich war (nicht viel).

An die eigenen Grenzen zu gehen, ist aber immer wieder ein großartiges Gefühl, und ich bin sehr froh, dass ich die Zwift Academy zum zweiten Mal in Folge abgeschlossen habe. Ich bin den Organisatoren sehr dankbar, dass sie Zwift-Benutzern die Gelegenheit geben, an diesem Trainingsprogramm teilzunehmen und Teil dieser tollen Community zu sein.

Andere haben die Academy viel besser absolviert als ich und beeindruckende Leistungen auf die Pedale gebracht. Aus den 1.140 Absolventinnen wurden 10 Halbfinalistinnen ausgewählt, für die weitere Indoor-, aber auch Outdoor-Workouts auf dem Plan standen. Diese Woche wurden dann endlich die Finalistinnen verkündet: Mary Wilkinson, Ella Harris und Ione Johnson. (Hier könnt ihr mehr über die drei sowie die anderen Halbfinalistinnen erfahren: https://zwift.com/en/news/8732-meet-the-10-semi-finalists-of-canyon-sram-racing-zwift-academy-2018) Im Dezember wird sich im Canyon//SRAM-Trainingslager in Spanien entscheiden, wer den Profivertrag für 2019 erhält. Ich bin schon gespannt, welche dieser starken Sportlerinnen das Rennen machen wird!